Arbeitsgruppe Klinische Kardiologie und Intensivmedizin
Entwicklung und Implementierung neuer therapeutischer Strategien zur Behandlung des außerklinischen Herzkreislaufstillstandes
Mehr als 70.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses („out-of hospital cardiac arrest“, OHCA). In der Mehrzahl der Fälle ist der OHCA auf eine kardiale Genese (Myokardinfarkt, Rhythmusereignis) zurückzuführen. Trotz intensiver Bemühungen verbleibt das Outcome, insbesondere im Hinblick auf das Wiedererlangen einer akzeptablen Lebensqualität, in diesem Patientenkollektiv auf unverändert niedrigem Niveau. In der Stadt Köln überleben derzeit nur 8 – 10% ein solches Ereignis. Die Mehrzahl der betroffenen Patienten mit OHCA erreicht nicht das Krankenhaus, sondern verstirbt noch an der Einsatzstelle. Die diagnostischen und therapeutischen Optionen sind im außerklinischen Bereich, im Vergleich zu einer Versorgung in einem Krankenhaus, limitiert. Zunehmend verdichten sich die Hinweise, dass ein selektiertes Patientenkollektiv von einem unmittelbaren Transport unter laufender kardiopulmonaler Reanimation in eine geeignete Klinik profitieren kann.
In Kooperation mit dem Institut für Notfallmedizin der Berufsfeuerwehr Köln untersuchen wir daher präklinische- und klinische Einflussfaktoren auf Morbidität und Mortalität bei Patienten mit OHCA. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, neue therapeutische- und logistische Strategien zu identifizieren und deren Umsetzung in Hinsicht auf das Outcome der Patienten zu überprüfen.
Im Einzelnen werden folgende Projekte bearbeitet:
Der akute Thoraxschmerz ist ein häufiger Vorstellungsgrund in der Notaufnahme. Die Genese ist mannigfaltig und das Spektrum potentiell lebensbedrohlicher Differenzialdiagnosen ist groß. Viele Patienten mit akutem Thoraxschmerz werden durch den Rettungsdienst vorgestellt. Im Gegensatz zu einem stationären Setting in einer Notaufnahme sind die diagnostischen Möglichkeiten im prähospitalen limitiert. Vor diesem Hintergrund ist eine exakte Diagnosestellung häufig erst im Krankenhaus möglich.
Ziel der Arbeitsgruppe ist es, anhand dieses Kollektivs Risikofaktoren zu identifizieren, die die prähospitale Diagnosefindung erleichtern. Unter epidemiologischen Gesichtspunkten werden zudem Implementierungs- und Umsetzungsstrategien von Leitlinien sowie medizinische Effekte einer strukturierten Versorgung überprüft.
Der kardiogene Schock stellt die häufigste letale Komplikation nach einem akuten Myokardinfarkt dar. Pathophysiologisch liegt einem kardiogenen Schocks eine durch die Myokardischämie verursachte kritische Abnahme des Herzzeitvolumens zugrunde. Der verminderte koronare Perfusionsdruck sowie der erhöhte Sauerstoffbedarf des Myokards triggern akute Kompensationsmechanismen wie die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Neben den hämodynamischen Auswirkungen spielen auch neurohormonale und inflammatorische Faktoren bei der Unterhaltung des kardiogenen Schock eine entscheidende Rolle. Infolge der Minderperfusion und anhaltender Hypoxie entwickeln sich progrediente Mikrozirkulationsstörungen, welche mit Auftreten eines Systemic Inflammatory Response Syndrome (SIRS) assoziiert sind.
Trotz moderner intensivmedizinischer Strategien und fortschrittlicher Postinfarkttherapie liegt die Mortalität bei Patienten mit kardiogenem Schock konstant hoch (~ 50%). Unsere Arbeitsgruppe untersucht daher schockassoziierte Einflüsse auf den systemischen Kreislauf, die myokardiale Funktion sowie auf Inflammation bei Patienten mit kardiogenem Schock. Ziel ist es, Mechanismen zu identifizieren die Einfluss auf die Sterblichkeit haben können.
Das Kölner Infarkt Modell (KIM) ist eine 2005 gegründete Kooperation der 16 Kölner Akutkrankenhäuser und des Rettungsdienstes der Stadt Köln mit der Zielsetzung die Behandlung und Therapie von Menschen mit einem ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI) zu optimieren. Der Zusammenschluss umfasst 6 Krankenhäuser mit einer Herzkatheterbereitschaft über 24 Stunden an jedem Wochentag. Die weiteren Krankenhäuser übernehmen die zentrale Rolle in der Akutstabilisierung der kritisch kranken Patienten und organisieren den umgehenden Transfer in das nächstgelegene Herzkatheterlabor. Aus den Registerdaten können zentrale Schlüsse zur Versorgungsforschung abgeleitet und Prognosefaktoren identifiziert werden. Das Register erlaubt zudem die Analyse von Einflussfaktoren auf Diagnostik sowie Therapie dieser Patienten und trägt zu einer konsequenten Steigerung der Prozess-, Ergebnis- und Versorgungsqualität bei.
Macherey S, Meertens MM, Adler C, Braumann S, Heyne S, Tichelbäcker T, Nießen FS, Christ H, Ahrens I, Baer FM, Eberhardt F, Horlitz M, Meissner A, Sinning JM, Baldus S, Lee S. Impact of respiratory infectious epidemics on STEMI incidence and care [Article in press]
Adler C, Onur OA, Braumann S, Gramespacher H, Bittner S, Falk S, Fink GR, Baldus S, Warnke C. Absolute serum neurofilament light chain levels and its early kinetics predict brain injury after out-of-hospital cardiac arrest. J Neurol 2021.
Braumann S, Nettersheim FS, Hohmann C, Tichelbäcker T, Hellmich M, Sabashnikov A, Djordjevic I, Adler J, Nies RJ, Mehrkens D, Lee S, Stangl R, Reuter H, Baldus S, Adler C. How long is long enough? Good neurologic outcome in out-of-hospital cardiac arrest survivors despite prolonged resuscitation: a retrospective cohort study. Clin Res Cardiol 2020.
Adler C, Schregel F, Heller T, Hellmich M, Adler J, Reuter H. Malignant arrhythmias during induction of target temperature management after cardiac arrest. Therapeutic Hypothermia and Temperature Management 2019.
Adler C, Paul C, Michels G, Pfister R, Sabashnikov A, Hinkelbein J, Braumann S, Djordjevic I, Blomeyer R, Krings A, Böttiger BW, Baldus S, Stangl R. One year experience with fast track algorithm in patients with refractory out-of-hospital cardiac arrest. Resuscitation Aug 2019.
Adler C, Heller T, Schregel F, Hagmann, H, Hellmich M, Adler J, Reuter H. TIMP-2/IGFBP7 predicts acute kidney injury in out-of-hospital cardiac arrest survivors. Crit Care 2018.
Leopold V, Gayat E, Pirrachio R, Spinar R, Parenica J,Tarvasmäki T, Lassus J, Harjola VP, Champion S, Zannad F, Valente S, Urban P, Chua HR, Bellomo R, Popovic B, Ouweneel DM, Simonis G, Lévy B, Kimmoun A, Gaudard P, Basir MB, Markota A, Adler C, Reuter H, Mebazaa A, Chouihe T. Epinephrine and short-term survival in cardiogenic shock: An individual data meta-analysis of 2,583 patients. Intensive Care Medicine 2018.
Pfister R, Lee S, Kuhr K, Baer F, Fehske W, Hoepp HW, Baldus S, Michels G. Impact of the Type of First Medical Contact within a Guideline-Conform ST- Elevation Myocardial Infarction Network: A Prospective Observational Registry Study. PLoS One 2016.
Reuter H, Markhof A, Scholz S, Wegmann C, Seck C, Adler C, Michels G, Hoepp HW, Baldus S, Pfister R. Long-term medication adherence in patients with ST-elevation myocardial infarction and primary percutaneous coronary intervention. Eur J Prev Cardiol. Jun 2014.
Adler C, Reuter H, Seck C, Hellmich M, Zobel C. Fluid therapy and acute kidney injury in cardiogenic shock after cardiac arrest. Resuscitation. Feb 2013.
Zobel C, Adler C, Kranz A, Seck C, Pfister R, Hellmich M, Kochanek M, Reuter H. Mild therapeutic hypothermia in cardiogenic shock syndrome. Critical Care Medicine 2012
2. Preis des Young Investigator Award – Koronare Herzerkrankung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2021:
S. Macherey-Meyer, M. M. Meertens, H. Christ, C. Adler, I. Ahrens, F. M. Baer, F. Eberhardt, M. Horlitz, J.-M. Sinning, A. Meissner, S. Baldus, S. Lee, für die Studiengruppe: KIM eV (Köln). Treatment delay of patients with ST-elevation myocardial infarction during the COVID-19 pandemic in a metropolitan area of Germany.